Rom im Winter
Wir sind kurz vor Weihnachten nach Rom gegangen. Ich weiss, dass das unüblich ist, aber es war das perfekte Timing.
Mit all den Weihnachtsbäumen und den Lichterketten sah die Stadt wunderschön festlich aus. Und was meinem Freund Kerem und mir besonders gefallen hat war, dass Rom nicht von Touristen überschwemmt war, wie das im Sommer so üblich ist. Ich war mal anfangs September nach Rom gekommen. Als wir die Warteschlange vor dem Vatikan sahen, gaben wir unser Vorhaben, das kleinste Land der Welt zu besuchen, schnell wieder auf. Dieses Mal buchte ich bei einem Veranstalter eine Führung und wir spazierten wörtlich ohne zu warten rein und durch die Sicherheitskontrolle. Aber lass mich von vorne beginnen. Wir flogen für meinen Geburtstag nach Rom, das verlängerte Wochenende war Kerem’s Geschenk. Wir buchten für Mittwochabend, so dass wir beide tagsüber noch arbeiten konnten. Der Flug von Istanbul nach Rom dauert nur 2 Stunden und wir landeten abends um 18 Uhr. Wenn du aus dem Flughafengebäude rauskommst, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder du fährst mit einem Taxi und du zahlst den Betrag auf dem Taximeter oder du teilst mit ein paar anderen Touristen eine Limousine und bezahlst den fixen Preis von 25 € pro Person. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten, war, dass unser Hotel 200 Meter vom Bahnhof entfernt war. Pro Weg zahlst du 14 € für eine Person und es hat laufend Züge. Wir hatten unser Zimmer im Palazzo Montemartini, a Radisson Collection Hotel.
An unserem ersten Abend gingen wir in die Vyta Enoteca Regionale del Lazio, einer Bar wo du sowohl ein Glas Wein als auch typisch italienisches Essen geniessen kannst. Ich bestellte Polenta mit Pilzen und wir teilten uns eine Käseplatte. Am nächsten Morgen frühstückten wir in Ginger. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um das einzig gesunde Restaurant in der Stadt, wo du tatsächlich eine Schüssel Acai kriegen kannst. Um 10:25 Uhr trafen wir uns mit unserem Touristenführer vor dem Vatikan. Ich empfehle dir dringend, dich einer geführten Gruppe anzuschliessen. Ansonsten wirst du deine Zeit mit warten in der Schlange verbringen und wenn du mal drinnen bist, wirst du nichts von den spannenden Geschichten vermittelt kriegen, wenn du nur die Informationsschilder liest. Wir hatten eine halb private Tour von City Wonders gebucht. Der Besuch im Vatikan war ermüdend, denn wir verbrachten geschlagene drei Stunden damit, Kunst zu bestaunen, doch es war jede Minute wert. Ich war total beeindruckt von der Sixtinischen Kapelle, Michelangelo’s Meisterwerk, welches Szenen aus der Bibel an der Decke zeigt (1508-1512) und dem Endgericht, einer Freske, die Michelangelo später in seinem Leben, zwischen 1536 und 1541 gemalt hat.
Abends hatten wir eine Reservation für eine Weindegustation mit Abendessen in Imessa Roscioli. Es war ein sehr gemütlicher und unterhaltsamer Abend denn die Besitzer des Weinberges, ein junges italienisches Paar, waren beide persönlich vor Ort. Wir sassen um einen grossen Tisch versammelt im Keller, der ziemlich kühl war, je nach Jahreszeit solltest du eine Jacke mitbringen. Die Degustation begann mit Prosecco, dann probierten wir Weisswein, später Rotwein und zum Schluss einen Dessertwein. Ich hatte ihnen per Email mitgeteilt, dass ich Vegetarierin war und sie brachten mir immer ein alternatives Plättchen ohne Fleisch. Die Atmosphäre war entspannt, alle Teilnehmer unterhielten sich miteinander und wir lernten von Allesandro, wie man einen Wein degustiert aber auch einen Haufen Geschichten über die Weine, die wir grad probierten. Dieser Abend war definitiv das Highlight unseres Besuches in Rom.
Am Freitag spazierten wir zum Kolosseum, aber weil wir zuvor keine Führung gebucht hatten, mussten wir in der Schlange warten und an der Kasse erfuhren wir, dass es nur die Möglichkeit gab, eines von diesen Telefonen zu mieten, worauf wir keine Lust hatten. Wir gaben auf und verliessen das Kolosseum, ohne es von ihnen besichtigt zu haben. Ich empfehle dir, so wie für den Vatikan, für alle anderen Sehenswürdigkeiten auch einen Führer zu buchen. Wir assen ein spätes Frühstück in einem Restaurant, das uns ein Angestellter im Hotel empfohlen hatte, aber es war furchtbar. Abends wollten wir eigentlich im Achilli restaurant essen, einem Michelin-Restaurant, das wir nachmittags entdeckt hatten. Aber sie teilten uns mit Bedauern mit, dass sie mehr Zeit bräuchten, um ein vegetarisches Menü zu kreieren. Wir folgten der Empfehlung unseres Concierge und assen in der Taverna Trilussa. Wir bestellten Teigwaren mit Trüffel, die uns beiden sehr gut schmeckte. Die Ravioli, die anscheinend eine Auszeichnung gewonnen haben, fanden wir jetzt nicht so toll. Es hatte Eier-Crumble oben drüber, vielleicht verstehst du jetzt warum wir nicht begeistert waren. Das Tiramisu hingegen war sehr gut. Jedenfalls viel besser als das von Pompi, welches unter Touristen (!) als beste Adresse für Tiramisu gilt und das traditionelle Dessert mit Vollrahm herstellt!
Was mir in Rom am besten gefällt sind diese kleinen Cafés, die du an jeder Ecke findest. Es spielt keine Rolle, wo du deinen Cappuccino bestellst, er schmeckt immer wunderbar. Ich habe beobachtet, dass Italiener morgens, bevor sie zur Arbeit gehen, in ihre lokale Bar gehen. Sie bestellen einen Espresso und unterhalten sich mit ihren Nachbarn. Niemand setzt sich, es ist so wie bei uns, wenn wir uns nach der Arbeit auf einen Drink treffen. Die Italiener treffen sich vor der Arbeit auf einen Espressoshot.