Vegetarierin zu sein ist ganz einfach

Ich bin mit 10 Jahren Vegetarierin geworden und ich habe mich nie schwer getan. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, dass ich deshalb immer viel Energie habe.

Vegetarierin zu sein ist ganz einfach
Vegetarierin zu sein ist ganz einfach

Ich bin seit ungefähr 34 Jahren Vegetarierin. „Isst du wenigstens Huhn und Fisch?“ ist die Frage die ich sofort gestellt kriege, wenn ich sage, dass ich Vegetarierin sei. Wenn ich verneine, folgt meistens ein verwirrtes Gesicht, „Aber woher kriegst du dein Protein?“

Aber lass mich von vorne beginnen und dir sagen, warum ich mit 10 Jahren Vegetarierin gworden bin. Ich war mit meinen Eltern und zwei Schwestern auf einer Wanderung in den Bergen. Wir hatten uns für ein Picknick in das weiche Gras gesetzt als meine Mutter auf einen Gipfel gegenüber zeigte und meinte: „Wenn wir diesen Gipfel erklimmen, lade ich euch auf einen grossen Eisbecher im Bergrestaurant ein.“ Wir haben es geschafft und wie versprochen haben uns unsere Eltern auf ein Dessert in das Restaurant eingeladen wo wir das Auto parkiert hatten. Meine Eltern waren noch am bezahlen, als ich mit meinen Schwestern raus auf den Parkplatz ging. Ich sah einen Viehwagen und konnte Tiere hinter den Gittern sehen, deshalb näherte ich mich dem Fahrzeug und spähte rein.Ich bekam den Schock meines Lebens: Ich sah fünf Schafe, wovon vier aber enthauptet waren, ihre Köpfe lagen buchstäblich neben ihren Körpern auf den Boden. Doch das schlimmste war, dass das fünfte Schaf inmitten seiner Artgenossen noch lebte! Es war ein furchtbarer, blutiger Anblick. Trotzdem wäre ich villeicht mit einem Schock davon gekommen, wenn alle Schaft tot gewesen wären. Aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ein Schaf lebend mit vier Leichen der eigenen Spezies in demselben Lastwagen eingesperrt war. Ich bekam Magenkrämpfe und hörte an diesem Tag auf, Fleisch zu essen.

Ich kann nicht in Kauf nehmen, dass ein Tier für mich getötet wird. Ich bin dankbar und esse Eier aus Freilandhaltung und trinke Bio-Kuhmilch, aber ich möchte nicht, dass die Tiere für mich sterben müssen. Ich weiß, dass nicht alle Vegetarier sein möchten und ich finde es wichtig, dass jeder für sich selber entscheiden kann. Ich beobachte deshalb Zoe und Noah mit Neugier. Noah liebt zum Beispiel Tiere sehr. Er kann den Fisch selber mit der Angelrute fangen, ihn auf den Mund küssen und dann mit grösstem Vergnügen mit der Gabel aufspiessen und verschlingen.

Ich koche Fleisch und Fisch für meine Kinder, weil  a) Ich stimme den Ernährungsberatern voll und ganz zu, dass tierische Produkte für eine ausgewogene Ernährung wichtig sind, und b) Ich möchte nicht für sie die Entscheidung treffen, Vegetarier zu werden. Was mich jedoch erschreckt sind all diese Nachrichten darüber, wie das Vieh gefüttert und wie viel Wachstumshormone und Antibiotika diese Tiere injiziert bekommen. Dazu kommt, dass du nicht die Garantie hast, dass das Tier, das du als Biofleisch kaufst, es tatsächlich besser hatte als das andere, das daneben im Regal zum halben Preis liegt. Ich wünschte, es gäbe einen Landwirt, dem ich vertrauen könnte, der seinen Tieren gesunde Nahrung geben und sie aus dem Stall rausführen würde. Was für mich auch sehr wichtig ist, ist, dass die Tiere mit einem Minimum an Stress und möglichst schmerzlos getötet werden. Wenn es darum geht, Fleisch für meine Kinder zu kaufen, möchte ich die Gewissheit haben, dass das Tier unter artgerechten Voraussetzungen gelebt hat und ohne Leiden geschlachtet wurde. Aber es ist unmöglich, zu kontrollieren, ob die Produzenten ihre Versprechen halten. Neulich hatte ich fast einen Autounfall, weil ich meine Augen nicht von einem Transporter losreissen konnte, der Käfige voller Truthähne geladen hatte. Ich konnte nicht herausfinden, ob sie tot oder lebendig waren, weil sie so eingepfercht waren. Es ist grausam, dass Tiere wie Objekte behandelt werden. Der Industrie, und schlussendlich dem Endkonsumenten, geht es nur darum, die Kosten zu senken und das passiert auf Kosten der Tiere. 

Ich bin eine sogenannte Lakto-Ovo-Vegetarierin die kein Fleisch isst, aber Milchprodukte und Eiprodukte konsumiert. Für mich ist es einfach, auf der Speisekarte eines Restaurants etwas zu finden. Wenn du jedoch mit einem Veganer ausgehst, kannst du Schwierigkeiten haben, ein geeignetes Lokal zu finden. Ich kenne Leute, die wegen Allergien oder Krankheiten wie Krebs vegan wurden. Sie sind glücklich und beklagen sich nicht, aber ich sehe, dass es für sie schwer ist, ausserhalb von ihrer eigenen Küche Essen zu finden. In Los Angeles gibt es hingegen viele vegane Restaurants, dort ist es wirklich einfach für Veganer.In einem Land wie der Türkei nehmen sie dich selbst als Vegetarierin nicht ernst. Als ich vor 14 Jahren hierher zog, schlug mir ein Angestellter im Restaurant vor, "Manti" zu essen, das sind winzige Ravioli, die mit Hackfleisch gefüllt sind. Als ich ihn darauf ansprach, sagte er: "Aber es ist nur ganz wenig Fleisch drin!"

Doch zurück zu den zwei Fragen, die ich immer gestellt kriege. Die Antwort auf die erste lautet: Nein, ich esse kein Huhn oder Fisch, weil das sind auch Tiere. Die Antwort auf die zweite Frage: Ich muss zugeben, dass ich, als ich nach der Geburt meines Sohnes zu arbeiten begann, nicht genug Protein aus Milchprodukten, Eiern und Hülsenfrüchten bekommen konnte. Damals trieb ich richtig viel Sport und ich brauchte bis zu 1,8 Gramm pro Kilogramm Gewicht, um an Muskelmasse zuzulegen. Multipliziere das mit 56 - es ist fast unmöglich für mich, täglich 101 Gramm Protein nur mit dem Essen aufzunehmen. Also habe ich nach dem Training jeweils einen Proteinshake konsumiert. Das schmeckt gut und ein Messlöffel entspricht 30 Gramm Protein. Whey Protein ist eine großartige Erfindung, aber du solltest es nicht übertreiben, denn zu viel Protein wird vom Körper in Fett verwandelt und als Hüftgold abgespeichert. Zudem solltest du unbedingt Protein aus verschiedenen Quellen konsumieren. Mittlerweile brauche ich keine Shakes mehr, weil ich nicht aufbauen will. Dann genügt es, dass ich viele Kichererbsen und dergleichen esse.

HIER SIND EINIGE VEGETARISCHE GERICHTE, die viel Protein enthalten:

  • Vegetarisches Chili
  • Linsensuppe
  • Quinoa-Salat
  • Drei Bohnen Salat mit Ei (grüne Bohnen, Kidneybohnen, Kichererbsen)
  • Sweet & Sour Tofu mit gedünstetem Reis
  • Linsen-Curry mit Süßkartoffeln
  • Spanisches Omelett (mit viel Gemüse und Fetakäse)

Für mich ist es sehr einfach, Vegetarierin zu sein. Aber ich habe Freunde, die sich erst vor kurzem einem fleischfreien Leben verschrieben haben und die echt Mühe haben. Wenn du Vegetarierin werden willst, solltest du viel zum Thema lesen und dir vegetarische Kochbücher kaufen. In meinem Buch 'Fitness Food und Body Training' sind alle 60 Rezepte vegetarisch. Eines ist sicher: Du kannst auf jeden Fall ohne Fleisch gesund und fit sein, selbst konkurrierende Bodybuilder wie Albert Beckles sind Vegetarier.

Vegetarische Diäten werden übrigens auch bei der Vorbeugung und Behandlung bestimmter Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Krebs, Osteoporose, Nierenerkrankungen und Demenz sowie Divertikulose, Gallensteinen und rheumatoider Arthritis empfohlen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich mich immer voller Energie fühle, dass mein Stoffwechsel schnell ist und dass ich mich leicht und gesund fühle.