COVID-Impfung: Das sind die Fakten

Impfungen haben immer schon für viel Misstrauen gesorgt und weil die Corona-Impfung in Rekordzeit entwickelt wurde, stellen sich die meisten von uns die Frage, ob das jetzt eine gute Sache ist oder nicht.

COVID-Impfung: Das sind die Fakten
Nina Shapiro

Ich habe mich mit der Harvard-Absolventin, UCLA-Professorin Nina Shapiro unterhalten, die im Spital an vorderster Front steht und die Autorin des Buches ‘Hype’ ist, ein ärztlicher Leitfaden zu medizinischen Mythen, Übertreibungen und schlechten Ratschlägen wo sie erklärt, wie man erkennt, welche Informationen korrekt sind und welche nicht. Die Ärztin nimmt zu allen kursierenden Gerüchten Stellung, berichtet von ihren eigenen Erfahrungen und wagt einen Blick in die Zukunft.

Ist es wahr, dass eine Person, die COVID-19 positiv getestet wurde, die Impfung nicht mehr machen muss, weil sie bereits die Antikörper entwickelt hat?

Nina: Nein, das stimmt nicht. Selbst Sie die Covid-19-Infektion hatten oder ohne Krankheitssymptome positiv auf Covid-19 getestet wurden (ein asymptomatischer Fall), benötigen sie unbedingt den Impfstoff. Die Antikörper, die nach einer Infektion oder einem positiven Test entwickelt werden, können sich nur eine sehr kurze Zeit halten und sind möglicherweise später m Kampf gegen Covid-19 nicht robust genug. Wenn Sie nicht geimpft sind, können Sie außerdem erneut erkranken und den Virus auf andere übertragen. In dieser frühen Impfungsperiode werden Personen, die kürzlich an Covid-19 erkrankt sind, geimpft, um sich und andere zu schützen.

Die Menschen befürchten, dass die kleine Menge des Virus, die mit der Impfung gespritzt wird, sie  krank machen könnte. Ist diese Furcht gerechtfertigt?

Nina: Der Impfstoff enthält keine Coronaviren (oder andere Viren). Die Impfung funktioniert mit mRNA oder Botschafter-RNA, die der RNA im Virus ähnlich ist und das Spikeprotein erzeugt. Bis am 13. Januar 2021 wurden weltweit über 30 Millionen Menschen geimpft. Einige hatten vorübergehende Reaktionen wie Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost oder Gliederschmerzen. Doch die grosse Mehrheit hatte extrem milde oder gar keine Symptome. Schwere Reaktionen oder Krankheiten sind ausserordentlich selten aufgetreten.

Unter normalen Umständen werden Impfungen über mehrere Jahre hinweg getestet. Die Covid-19-Impfungen wurden in kürzester Zeit entwickelt. Was wissen Sie über die Nebenwirkungen?

Nina: Ja, dieser Impfstoff wurde schneller entwickelt als die meisten anderen. Der Hauptgrund ist, dass die Forscher angesichts dieser verheerenden Pandemie erhebliche finanzielle Mittel und Forschungsunterstützung erhalten haben. Wissenschaftliche Koryphäen auf der ganzen Welt arbeiten seit Monaten Tag und Nacht an diesem Impfstoff. Während die Zeitspanne für die Erforschung der Covid-19-Impfung sehr kurz war, wurde diese Art von Impfstoff mit mRNA jedoch schon seit Jahrzehnten untersucht. Die Personen, die geimpft wurden und an den Studien teilgenommen haben, werden verfolgt, um ihre Immunität in den kommenden Monaten und Jahren zu beurteilen.

Ich habe von Pfizer’s BioNTech (Europa, USA), Moderna (Europa, USA) und Oxford-AstraZeneca (GB) gehört. Sind diese Impfung Ihrer Meinung nach sicher?

Nina: Sowohl Pfizer/BioNTech als auch Moderna-Impfungen werden derzeit in den USA und in Europa häufig eingesetzt. (In den USA wurden am 13. Januar 2021 10 Millionen Dosen verabreicht). Ich habe zwei Dosen des Pfizer/BioNTech-Impfstoffs erhalten, was hoffentlich meinen Standpunkt in Sachen Sicherheit zum Ausdruck bringt! Der Moderna-Impfstoff ist nahezu identisch mit dem Pfizer-Impfstoff, sie haben ein ähnliches Sicherheitsprofil. In den USA sind die Versuche mit Oxford-Astra-Zeneca noch nicht abgeschlossen, doch in Europa und Indien wird das Produkt bereits eingesetzt.

Sie sind persönlich geimpft worden. Was war das für eine Erfahrungen für Sie?

Nina: Mitte Dezember erhielt ich meine erste Dosis des Pfizer/BioNTech-Impfstoffs, drei Wochen später dann die zweite Dosis. Die Erfahrung war surreal: Wir Ärzte haben so viel Verlust und Trauer gesehen. Und Angst. Zu wissen, dass dieser Impfstoff das Licht am Ende dieses dunklen Tunnels symbolisiert, war ein großartiges Gefühl. Ich hatte nach jeder Impfung einen Tag lang ein bisschen Armschmerzen, aber sonst keine weiteren Nebenwirkungen. Ich bin ein Läufer und war jeden Morgen nach der Impfung wie immer am rennen!

Wir haben alle die Nase voll vom Maske tragen. Können wir aufhören sie zu tragen, sobald alle die Impfung haben?

Nina: Nein, leider wird das nicht so schnell gehen. Es wird einige Zeit (Monate oder sogar ein Jahr oder länger) dauern, bis die Herdenimmunität gegen die Coronavirus-Infektionen weltweit erreicht ist. Bis dahin wird es Millionen geben, die immer noch einem Risiko für Covid-19-Infektionen ausgesetzt sind. Und während der Impfstoff die immunisierte Person vor einer Krankheit mit Covid-19 schützt, wissen wir noch nicht, ob er die Übertragung von einer Person zur anderen verhindert. Ehrlich gesagt denke ich, dass Masken noch eine Weile bleiben werden. Nicht in der Form, dass alle sie jeden Tag tragen müssen, aber ich wäre nicht überrascht, wenn sie unter spezifischen Umständen zur Norm werden würden: zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln oder wenn jemand eine leichte Erkältung oder einen Husten hat.

Denken Sie, dass die Impfung für alle obligatorisch erklärt werden sollte?

Nina: Da sich die Impfungen derzeit im so genannten EUA- oder Emergency Use Authorization-Status befinden, können sie noch nicht verbindlich vorgeschrieben werden. Ich denke jedoch, dass sie in Zukunft für bestimmte Berufe und sobald sie für Kinder als sicher eingestuft wurden auch für Schulen erforderlich sein sollten.

Wie lange macht die Impfung uns resistent? In welchem Zeitabstand werden wir die Impfung wiederholen müssen?

Nina: Wir wissen immer noch nicht, wie lange der Impfstoff Immunität bietet. Die Schätzung liegt zwischen einem und drei Jahren. Die Impfstoff-Forscher überwachen die Teilnehmer der klinischen Studien und werden ihre Antikörper routinemäßig testen, um die Immunität in den kommenden Monaten und Jahren zu bewerten.

Gibt es weitere Gedanken oder Erfahrungen, die Sie mit uns teilen möchten?

Nina: Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Impfung unser einziger Ausweg aus dieser Pandemie ist. Soziale Distanz, Masken und Hände waschen haben zwar geholfen, doch fallen dem Virus weltweit immer noch erschreckend viele Leute zum Opfer. Je mehr Menschen diesen Impfstoff erhalten, desto besser. Jede Spritze ist ein Schritt in Richtung Gesundheit und das Leben, wie wir es kannten.

Vielen Dank Nina. Ich war übrigens motiviert, diesen Blog zu schreiben, nachdem ich einen Artikel auf ShareCare gelesen hatte, der die Mythen und Fakten betreffend der Impfung auf plakative Art und Weise einander gegenüber gestellt hat.